Erinnerung

Zu den Zielen des queerNB e. V. gehört die Sichtbarmachung queeren Lebens. Dazu zählen auch Personen, Ereignisse und Lebensgeschichten, die bereits der Vergangenheit angehören.

Gedenken

Während des Zweiten Weltkriegs bauten die Nationalsozialisten in Neubrandenburg ein Außenlager des Konzentrationslager Ravenbrück auf. Im August 1944 waren circa 5.000 weibliche KZ-Gefangene in diesem so genannten „Stadtlager“ interniert. Später entstand ein mit dem sogenannten „Waldbau-Lager“ ein zweites Außenlager in einem Waldgebiet zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz. Am Kriegsende waren etwa 7.000 weibliche Gefangene in diesen beiden Lagern interniert.

Das Frauenehrenmal in der Neubrandenburger Oststadt erinnert an die Schicksale dieser Frauen. Jedoch ist die Erinnerung an die internierten Lesben ist seit Jahrzehnten höchst umstritten. In den 1980er Jahre versuchte erstmals die Ost-Berliner Gruppe „Lesben in der Kirche“ in der „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück“ an die lesbischen Opfer zu erinnern. Dabei wurden die Frauen teilweise bereits bei ihrer Anreise am Bahnhof Fürstenberg durch die Polizei abgefangen und stundenlang verhört. Später wurden niedergelegte Kränze vernichtet und Einträge in das Gedenkbuch entfernt. Bis heute gibt es in Ravensbrück keine würdige Form des Gedenkens an die lesbischen Opfer. Erst im Oktober 2018 scheiterte der Vorschlag, eine Gedenkkugel für die ermordeten lesbischen Frauen zu installieren.
Historiker*innen betonen, dass homosexuelle Frauen zwar anders als homosexuelle Männer von den Nazis zwar nicht aufgrund des Strafgesetzbuch-Paragrafen 175 verfolgt wurden, aber ihr Lesbisch-Sein ein Faktor war, der dazu beitragen konnte, im Konzentrationslager zu landen. Dort trugen Lesben nicht den Rosa-Winkel, sondern wurden u. a. mit einem schwarzen Winkel als „Asoziale“ gekennzeichnet. Diese Unsichtbarkeit führt bis heute zu einer Marginalisierung dieser Gefangengruppe in der Erinnerungskultur.

Der queerNB e. V. erinnert durch Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen an dieses dunkle Kapitel der Neubrandenburger Geschichte.

Projekt: Forschung / Vorträge Homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus im Raum Neubrandenburg

Übergeordnetes Ziel des Projekts ist die Thematisierung der Verfolgung von Schwulen und Lesben in der Region Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) während der Zeit des Nationalsozialismus. Durch dieses Ziel soll die besondere Geschichte jener, in der Erinnerungskultur marginalisierten, Personengruppe aufgearbeitet und dabei regionale Bezüge hergestellt werden.

Das Projekt wird im Jahr 2020 durch die Bundesstiftung Magnus Hierschfeld gefördert.