CSD

INTERVIEW: Erster CSD in Wismar

In der Hansestadt Wismar wird es in wenigen Wochen erstmals einen Christopher Street Day geben. Wir haben dazu mit dem Musiker Luis Dannewitz, dem Kopf hinter dem CSD Wismar, gesprochen.

queerNB: Luis, wann wird der CSD in Wismar stattfinden?
Luis Dannewitz: Am 14.09.2024 ab etwa 14 Uhr.

Was erwartet die Besucher*innen?
Es startet mit einer Demo durch die Altstadt und anschließender Kundgebung auf dem Marktplatz. Hierzu gibt es vorrausichtlich auch mindestens einen großen Wagen mit Musik und hoffentlich eine Menge bunter Plakate. Gegen 16:30 Uhr ist ein „Queerer Kaffeeklatsch“ im Tikozigalpa geplant. Hierbei soll es neben Kaffee und Kuchen auch eine Podiumsdiskussion mit queeren Aktivist*innen, Ehrenamtler*innen und eventuell auch Politiker*innen aus MV geben. Abends ab etwa 21 Uhr steigt die offizielle CSD Wismar Aftershowparty im Stundierendenclub Block 17.

Das klingt nach einem vollen Programm. Wer steckt hinter der ganzen Organisation?
Die Initiative und Organisation geht von mir aus. Ich bin Musiker und stamme ursprünglich aus Wismar. Bei meiner Planung erhalte ich unter anderem Unterstützung durch Olaf Wunderbar, dem LSVD MV, queerNB und auch von Hansekontor.

Was motiviert dich den CSD in Wismar zu organisieren?
Ich habe selber knapp 20 Jahre in Wismar gelebt. So sehr ich meine alte Heimat liebe, eine Sache habe ich vermisst: ein Treffpunkt für „Gleichgesinnte“, für queere Menschen. Auch, wenn sich dahingehend in den letzten Jahren schon ein paar Sachen entwickelt haben, denke ich, dass ein CSD nochmal eine größere Aufmerksamkeit und Anlaufstelle generieren kann. Weiterhin sehe ich auch die angestiegene queerfeindliche Gewalt mit großer Sorge. Ich selber habe 2023 einen körperlichen homophoben Angriff gegen meinen Bandkollegen miterlebt. Ich möchte mit dem CSD zeigen, dass wir uns niemals unterkriegen lassen und auch dafür werben, dass wir queere Menschen uns einfach so lieben möchten, wie wir sind, und dass wir süß finden möchten, wen wir süß finden, ohne dass das jemanden tangiert.

Was wünschst du dir für den CSD in Wismar?
Von dem CSD in Wismar selbst wünsche ich mir vor allem, dass er friedlich abläuft. Ich hoffe, dass auch im ersten Jahr schon einige Leute mit mir zusammen Vielfalt und Toleranz feiern werden. Und was die Wirkung des CSD angeht: Wismar hat rund 2,5 Millionen Tourist*innen jährlich. Es gibt viele Feste dort und es ist eine ansehenswerte Stadt. Ich denke einfach, dass die Stadt aber noch ein klein wenig mehr BUNT verdient hat. Ich würde mir wünschen, dass der CSD für alle queeren Menschen eine Bestärkung sein kann, frei zu sein. Dass sie sehen: ich bin nicht allein! Ich bin eine*r von Vielen! Ich würde mir wünschen, dass der CSD für queere Menschen eine Bestärkung sein kann, die Klamotten zu tragen, die sie mögen und die Personen, die sie süß finden, auch „offen“ süß finden können.

Foto: CSD Wismar/me.lina_offical