queerNB-Statement zum erneuten Diebstahl einer Regenbogenflagge in Neubrandenburg
Zum jüngsten Diebstahl der Regenbogenflagge vor dem Neubrandenburger Bahnhof äußert sich der Vorstand des Neubrandenburger Vereins queerNB e. V.:
„Mit großer Bestürzung haben wir heute Morgen vom erneuten Diebstahl der Regenbogenflagge vor dem Neubrandenburger Bahnhof erfahren. Dass statt derer nun eine Hakenkreuzflagge gehisst wurde, hat im Vergleich zu den Diebstählen in der Vergangenheit eine neue Qualität. Es macht eben deutlich, dass es nicht ein Dummer-Jungen-Streich ist, sondern eine politische Agenda von rechts außen hinter dem gezielten Diebstahl der Regenbogenflagge steckt. Das bereitet uns Sorge und zeigt uns zugleich, wie wichtig es ist für die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu kämpfen“, so Nils Berghof, stellvertretender Vereinsvorsitzender.
Marcel Spittel, Vorsitzender des Vereins, ergänzt: „Bereits in der zurückliegenden Woche haben Diskussionen auf Facebook rund um den CSD in Neubrandenburg die Stimmung gegen LSBTIQ* angeheizt. So schrieb der Neubrandenburger AfD-Bundestagsabgeordnete Enrico Komning von „,woken‘ Regenbogen-Unsinn, der Minderheiten-Interessen unverhältnismäßig überhöht“. Ins gleiche Horn blies Tim Großmüller, Mitglied der Fraktion Bürger für Neubrandenburg in der Neubrandenburger Stadtvertretung. Er schrieb: „ICH BIN GEGEN DIE POLITISCHE AGENDA DER ALTPARTEIEN, DIE DIESE 🏳️🌈 NUNMEHR SYMBOLISIERT.“ Flankiert werden solche Aussagen durch eine breit angelegte AfD-Kampagne unter dem Slogan „Stolz-Monat“, einer Gegenaktion zum Pride Month Juni.“
Abschließend sagt Spittel: „Besonders möchten wir auf den Zeugenaufruf der Polizei hinweisen: Wer das Tatgeschehen beobachtet hat oder Hinweise zu den Tatverdächtigen geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei in Neubrandenburg (Tel. 0395-5582 5224), jeder anderen Polizeidienststelle oder über die Onlinewache der Landespolizei M-V www.polizei.mvnet.de zu melden.“
Nils Berghof: „Wir danken allen, die an unserer Seite stehen und am 19. August zum Christopher Street Day in Neubrandenburg mit uns für die Rechte von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten auf die Straße gehen.“
Hintergrund
Am 17. August 2019 wurde erstmal anlässlich des CSDs in Neubrandenburg die Regenbogenflagge vor dem Bahnhof gehisst. In den zwei darauffolgenden Jahren wurde die Flagge immer wieder während der CSDs in Neubrandenburg und Neustrelitz gehisst. Seinerzeit war das Hissen der Flagge am Rathaus noch nicht erlaubt. Am 24. Juli 2022 wurde dann erstmal in der Geschichte Neubrandenburgs im Beisein von Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) die Regenbogenflagge am Rathaus gehisst. Das Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus wird auch durch eine breite Mehrheit der Stadtvertretung getragen. So wurde am 28. April 2022 ein Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Linke beschlossen, die Regenbogenflagge anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT*) jährlich am 17. Mai am Rathaus zu hissen.
Dennoch wurden in den vergangenen Jahren wiederholt Regenbogenflaggen gestohlen, zuletzt am 26. Juli 2022.
Für Opfer von queerfreindlicher Gewalt gibt es in Neubrandenburg zwei professionelle Beratungsangebote:
Ansprechpersonen für Opfer von homo- und transphober Gewalt beim Polizeipräsidium Neubrandenburg
Bianca Ziethmann
Stargarder Straße 6
17033 Neubrandenburg
E-Mail: mvqueer-pp.neubrandenburg@polmv.de
LOBBI.ost – Landesweite Opferberatung Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern
Helmut-Just-Straße 4
17036 Neubrandenburg
Mobil: 0160 844 21 89
Telefon: 0395 455 07 18
ost@lobbi-mv.de
Foto: queerNB-Archiv